Nutzen & Genauigkeit der Bioimpedanzmessung im Sport

Autor:

Billy Sperlich

Evidenzpyramide:

Nutzen & Genauigkeit der Bioimpedanz zur Messung der Körperzusammensetzung bei Sportler*innen

Die Bioimpedanzanalyse (BIA) wird in der Praxis als einfache Methode zur Bestimmung der Körperzusammensetzung (engl. body composition) eingesetzt. Mit der BIA können unter anderem die Körperfett- und fettfreie Masse bestimmt werden.

Das Grundprinzip der BIA beruht auf der elektrischen Leitfähigkeit unterschiedlicher Gewebe im Körper. Mit einem elektrischen Signal, welches über Elektroden (z.B. an der Fußsohle oder über Klebeelektroden am Bein und Hand) Wechselstrom in den Körper einleitet, wird an einer zweiten Elektrode der elektrische Widerstand (Impedanz) der unterschiedlich elektrisch leitenden Körperkompartimente gemessen. Je nach Technik, Anzahl an Elektroden und Messstellen gibt es spezielle und unterschiedliche Berechnungsformeln, die es letztlich ermöglichen verschiedene Variablen der Körperkomposition (z.B. Fett- oder Muskelmassenanteil) – teilweise auch per Körpersegment (Arme, Beine, Ober-/Unterkörper) – abzuschätzen. Messtechnisch unterscheidet man im wesentlichen Fuß-zu-Fuß, Fuß-zu-Hand, Hand-zu-Hand und direkt segementale BIA, mit denen unterschiedliche Variablen gemessen werden können.

Wichtig zu wissen – Für wen wurde das BIA-Gerät entwickelt und an wem getestet?

Beim Gebrauch der BIA sollte der/die Anwender*in den Anweisung des Herstellers unbedingt folgen, da jeder Hersteller je nach Technik und Zielgruppe mit seinem System gerätespezifische Abschätzungsformeln entwickelt. Das Problem ist, dass in der Regel ein BIA-System vergleichend zu einer Referenzmethode an vielen Testpersonen untersucht wurde (nicht nur an Sportler*innen, die eine deutlich andere Körperzusammensetzung besitzen als die „Normalbevölkerung“) und danach ein Algorithmus zur Abschätzung der unterschiedlichen Körperzusammensetzungen entstand. Leider kann es vor allem bei Sportler*innen zu erheblichen Messunterschieden zwischen BIA und Referenzmethoden kommen.

Neue Studie

Eine aktuelle Übersichtsarbeit im „European Journal of Applied Physiology“ hat zahlreiche Studien, die eine BIA-Messung mit einer Referenzmethode untersucht haben, verglichen.

Die wesentlichen Ergebnisse der Metanalyse sind:

  1. Unabhängig von der verwendeten BIA-Technologie scheint es keine gute Übereinstimmung  bei der Messung des prozentualen Körperfettanteils mit der Referenzmethode zu geben.
  2. Bei der Schätzung der fettfreien Masse und Körperflüssigkeiten mit einer Berechnung/Formel, die für Sportler und mittels Fuß-zu-Hand-Messung entwickelt wurden, scheint es eine gute Übereinstimmung mit den Referenzmethoden zu geben.
  3. Verallgemeinernde Gleichungen zur Abschätzung der Körperkomposition, die nicht speziell für Sportler*innen entwickelt wurden, führen zu einer Unterschätzung der fettfreien Masse.

Fazit

„The present systematic review suggests that BIA and BIVA could be used for assessing body composition in athletes, provided that equations and BIVA references developed for athletes are used.“

Diese systematische Übersichtsarbeit legt nahe, dass die BIA zur Beurteilung der Körperzusammensetzung bei Sportlern*innen verwendet werden kann, vorausgesetzt, dass für Sportler entwickelte Gleichungen Anwendung finden.